15.10.2018

Wo alle Wege enden…

Die Reisenden
Zehn Länder
Acht Quadratmeter Freiheit

Das Wetter ist wunderbar sommerlich, mehr als 30°C und wolkenlos und es fühlt sich nach Urlaub an. Unsere Reise führt uns über Kroatien, Bosnien und Albanien nach Griechenland. Mit unserem selbst ausgebauten Mercedes 1317 haben wir nun etwas mehr Komfort und unsere Hunde haben auch etwas mehr Platz. Abends wird gekuschelt, Bonnie belagert die Couch und quetscht sich in jede noch so winzige Ritze, „Hauptsache, wir sind alle zusammen“. Wer uns kennt, der weiß, dass unsere Perras - wann immer und wo es immer geht und das ist fast immer der Fall - immer dabei sind und zwar „mittendrin statt nur dabei“.

Das Gute auf der neuen HP ist, man kann hier auch wunderbar Bilder Galerien einfügen.

Jetzt, Anfang September, wird es am Morgen schnell knackig warm. Ein Bad in den Bächen und Wasserfällen, ist dann eine willkommene Abwechslung, wenn man sich auf eine Wanderung durch die unberührte Landschaft macht. Wir erkunden die Berglandschaft auf schmalen Wegen, die durch tief eingeschnittene Schluchten führen. Wir laufen durch den Canyon, der nur zu Fuß erreichbar ist, es ist herrlich und ein Erlebnis! Bei Schwimmausflügen, wenn wir längere Strecken schwimmen, packen wir die Schwimmwesten ein. Chipsy ist ganz stolz auf ihre neue todschicke schwarz mit quietschegelb Neoprenschwimmweste. Sie ist ja schon etwas älter und sinkt mit dem Hinterleib tiefer ein, was für sie eine Entlastung ist.

In Dubrovnik liegen drei Kreuzfahrtschiffe im neuen Hafen, der alte Hafen ist bereits voll und weitere Kreuzfahrtschiffe laufen gerade ein. Die berühmte Altstadt von Dubrovnik mit den imposanten Befestigungsmauern ist total voll, sehr viele Touristen sind dort unterwegs. Mit dem Auto steht man vor der Herausforderung des Parkens. Parkplätze am Rande der Altstadt sind restlos überfüllt. Wir sind schon einige Male in Dubrovnik gewesen und haben die Stadt nur vom Berg aus angeschaut.

Albanien erlebt eine rasante Entwicklung. Seit damals vor acht Jahren, als wir das erste Mal dort waren, explodiert in Albanien das Leben. Aus dem kleinen Land sind mittlerweile mehr als die Hälfte der einheimischen Bevölkerung ausgereist. Die meisten Menschen leben in den Städten, entsprechend leer ist es im Landesinneren. So leer, dass die Pisten und Nebenstraßen häufig über Stunden durch die Einsamkeit führen. Ein Teil der Albanien-Faszination liegt auch daran, dass man sich das Land noch auf schlechten Wegen erarbeiten muss, die Stoßdämpfer haben gut zu tun, wobei viele Straßen gerade erneuert und asphaltiert werden. Der süßliche Pinienduft strömt durch die geöffneten Fenster in das Wageninnere. Leider werden immer mehr Wälder abgeholzt. Zwischenzeitlich sind bereits 60 Prozent der Wälder abgeholzt.

Wir fahren die steile Schotterpiste zum berüchtigten Gefängnis Spac. Das ehemalige Arbeits- und Gefangenenlager, in dem auch politisch Gefangene inhaftiert waren, liegt sehr abgelegen in den Bergen im Norden Albaniens. Bei 40 Grad Hitze im Sommer und bei -10 Grad Kälte im Winter mussten die Angehörigen aus Schikane die Strecke zu Fuß gehen um einen 15-minütigen Besuch zu machen. Die Fahrer der Minen-LKWs hatten die Anweisung niemand mitzunehmen. Die Isolationszellen waren nur 1,20 x 2 Meter. Wenn mehr als zwei Personen darin waren, konnte nur einer auf dem Boden sitzen. Dem Gefängnis fehlten die Türen, selbst Stromkabel konnte jemand gebrauchen :-) Und auch hier oben ziehen heute nur der Wind und wir durch die Überreste des Gefängnisses, das seit etwa 20 Jahren verlassen ist. Weit und breit scheint niemand zu sein. Die Abgeschiedenheit unterstreicht das Unbehagen über die schlimme Vergangenheit dieses Ortes und der langsam einstürzenden Gebäude.

Eine Wanderung führt uns im Canyon durch kniehohes Wasser, weshalb man am besten rutschfeste Wasserschuhe trägt. Teilweise konnte man nur schwimmend weiterkommen. Die Schlucht ist geothermisch mit schwefelhaltigem Quellwasser das überall aus den Felsen rauskommt und Badewannentemperatur hat. Das Schwefelwasser ist auch gut für Hauterkrankungen und Magenproblemen.

Als letztes großes Highlight steht Griechenland bevor. Seit damals, als wir nur auf der Durchreise waren, haben wir uns vorgenommen, zurückzukommen und Griechenland, genauer gesagt Lefkada, zu erkunden. Die Insel Lefkada hat eines der klarsten Gewässer der Welt. Sehr schöne Sandstrände und wir baden im türkisblauen Meer.

Emi ist eine leidenschaftliche Schwimmerin und Taucherin. Über ihr Lungenvolumen müsste jeder Apnoe-Taucher bass erstaunt sein.

An den Stränden Fragmente von Bauten aus den 70er-Jahren, in denen der Tourismus noch boomte.

Wir übernachten in einem Olivenhain, bauen den Tisch auf, kochen was Feines und sitzen in der Sonne mit überwältigendem Panorama. Leya ist ausgesprochen schnell und hellhörig wenn es um ihre Ernährung (bzw. um unsere) geht. Sie liebt Fisch, besonders Heringe und Hüttenkäse. Keine Menschenseele ist hier. Zu hören ist außer dem leichten Wind nichts in dieser Sommernacht. Nach dem Frühstück verlassen wir den Olivenhain und rumpeln hoch über dem Wasser an der Küste entlang.

Am nächsten Tag ziehen wir die Wanderschuhe an und machen eine Wanderung ins wilde Pindos-Gebirge. Den Hunden juckt es schon in den Pfoten. Die Eichen weichen riesigen uralten Laubbäumen. Die Hunde laufen begeistert und spielen am Wasser.

Wir wandern in der Vikos Schlucht. Die Vikos-Schlucht ist die tiefste Schlucht der Welt! Mehrere hundert Meter geht es hier senkrecht herab. Ein 12 Kilometer langer Wanderweg führt bis nach Monodendri und dauert ungefähr sieben Stunden. Da wir zwei Seniorenhunde bei uns haben, können wir nur einen Teil dieser Tour laufen, obwohl Chipsy und Leya noch recht rüstig auf den Beinen sind. Vom verlassenen Kloster führt ein abenteuerlicher, atemberaubender, teilweise in den Fels geschlagenen Weg, hart am steil abfallenden Felsen entlang, hinauf zu einer verlassenen Einsiedelei mit herrlichem Blick in die Vikos-Schlucht (wirklich nur für schwindelfreie, wir hatten weiche Knie) geeignet. Ein zum Ende 50 cm breiter Weg in die 900 Meter tiefe Schlucht.

In dieser Region ist Griechenland wild und urwüchsig und touristisch noch nicht erschlossen. Während unseren Wanderungen begegnen wir keiner Menschenseele.

Wir kaufen leckeren Pinien-Thymian und Eichenhonig, der in den Bergen produziert wird, der beste Honig, den wir je gegessen haben.

Wir fahren nach Thessalien zu den einzigartig gelegenen Meteora Klöstern die auf Felsnadeln gebaut sind. Die Meteora Klöster sind UNESCO-Weltkulturerbe und wirklich sehenswert. Es wird schlagartig kühl und jetzt, Anfang Oktober, gingen die Temperaturen auf 14 Grad und weiter zurück, in den Nächten lagen die Tiefstwerte unter 5 Grad. Die Blätter der Bäume haben sich schon rot und gelb verfärbt und wir ziehen die Fleecejacken an.

Im Dorf essen wir Hähnchen-Pita, Bauernsalat, Schafsjoghurt mit Honig und Früchten. Eine einfache Holzplattform mit 4-5 einfachen Tischen und Bänken. Die Speisekarte klein aber fein, das Gemüse, der Joghurt, alles aus eigenem Anbau und Bio.

Der Ohridsee in Mazedonien ist einer der tiefsten und der älteste See in Europa, schöner als der Gardasee, touristisch noch nicht entdeckt.

Wir fahren ein kurzes Stück Autobahn bis in den Kosovo. Auf der Standspur stehen Kisten mit Weintrauben, der Verkäufer sitzt mit seinem Verkaufsstand auf der Gegenrichtung auf der Standspur. Wenn einer hält überquert er vier Spuren der Autobahn. Ein Straßenhund kommt uns mit einer Tüte Weißbrot entgegen, sein Frühstück hat er gefunden.

Entlang der Autobahn stehen hohe Zäune, oben abgeknickt und mit Stacheldraht, um zu verhindern, dass die Bären auf die Autobahn kommen. Wir fahren vorbei an verlassenen und verfallenen Dörfern, Bären und Wölfe können sich hier ungestört ausbreiten. Zum Schutz der Tiere haben die Ziegenhirten sechs bis acht Herdenschutzhunde für ihre nur sehr kleinen Herden dabei.

Auf einsamen Pfaden fahren wir eineinhalb Tage die steile und kurvenreiche Schotterpiste auf über 2000 Meter Höhe ansteigend und machen eine Wanderung zum Bregoc, einen der höchsten Gipfel in Bosnien. Es gibt keine Beschreibungen, Wegweiser und keine Wanderhütten. Dafür kommen wir in den Genuss einer wunderschönen Berglandschaft. Die Schafe sind hier zum Schutz vor Bären und Wölfe über Nacht eingepfercht. Ein seltenes beiges Exemplar schlich um unseren Grill :-)  Außer einer deutschen Geländewagengruppe sehen wir keine Touristen.

Auf dem Rückweg besuchen wir noch Beate und Daniel, die jetzt in Kroatien leben, essen auf der Terrasse ihres Hauses zu Mittag, eine leckere Butternusskürbissuppe mit Getreidebratlingen und selbstgebackenem Brot und genießen noch einmal das schöne Wetter. Ein Traum, hier zu sein.

Unsere letzte Station ist der Chiemsee. Wir hatten einen wunderschönen Urlaub und trafen auf sehr nette und hilfsbereite Menschen.

Wieder daheim schaut Emi gleich in „ihren Bau“, den sie täglich besucht um zu kontrollieren ob die Erdkröte dort noch ansässig ist.